Freitag, 4. Dezember 2009

Ankommen

Wäre ich doch nur Geruchsexperte, und könnte alle Kopf-, Herz- und Basisnoten aufzählen aus denen sich der Geruch dieses Landes zusammensetzt. Wie faszinierend, dass man sich Gerüche so gut merken kann und auf welch verquere Art und Weise sie mit Erinnerungen verknüpft sind!
Holzrauch, Seife, eine Nuance Ozean, Abgase, Ozon vielleicht, Wiesen... und noch vieles mehr und nicht nach- sondern mit-, über-, ineinander. Was für ein aufregender, intensiver Moment, wenn man aus dem entgültig letzten Flieger steigt, sich in die Warteschlange zum Touristenvisum einreiht und die Nase in diese Luft versenkt die schwanger mit Erinnerungen und Gefühlen, sich einen Weg gebahnt hat durch die Klimaanlage des Flughafens Carrasco.

Vor zehn Jahren hat es mich zum ersten Mal nach Uruguay verschlagen und nun feiere ich ein drei Monate dauerndes Jubiläum. Meine ersten Spaziergänge über die roten Kopfsteinpflaster Montevideos habe ich schon absolviert, das erste uruguayische Bier getrunken, das erste Mal auf Freunde getroffen, die ich seit zwei Jahren nicht gesehen habe. Doch nicht zum Spazieren bin ich hier, sondern zum Forschen.

Ankommen bedeutet hier für mich: den ersten Bus an sich vorbeisausen sehen, weil man den Arm an der Haltestelle nicht herausgestreckt hat oder weil der Bus dort gar nicht hält. Es bedeutet, den Orientierungsradar umstellen und neu ausrichten, die noch gespeicherten Daten aktivieren und neue hinzufügen. Ankommen heisst: sich die Zunge entknoten, die deutsche Sprache aus dem Schädel blasen und sich holternd und polternd mal wieder des Spanischen bemächtigen, welches mir die Uruguayos hier beigebracht haben und schauen, was da so herauskommt....oh...geht...halt, wie war d... ach ja richtig, alles klar.. Hallo, da biste wieder alter Freund Río Platense :)

Ich bin da, noch nicht hier, ich komme an.

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